Mein Besuch im Staatstheater Mainz

Hinzugefügt am 25. April 2016

Am 11.04.2016 habe ich im Rahmen einer Betriebsbesichtigung Einblicke in den Betrieb des Staatstheaters in Mainz bekommen.

Um zehn Uhr begann die Führung durch das im 19. Jahrhundert erbauten, riesigen Gebäudes. Zuerst wurden uns die Jobangebote des Staatstheaters erläutert, welche mehr waren als man im ersten Moment erwartet. Der Intendant, Leiter des Theaters, hat viel zu organisieren und zu koordinieren, was bei einer Zahl von 400 festen und rund 200 saisonalen Mitarbeitern sicher keine leichte Aufgabe sein mag.

Das Staatstheater bekommt im Jahr 26 Millionen Euro vom Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Mainz zur Verfügung gestellt, was sich zunächst nach einer Menge Geld anhört.  Man muss jedoch bedenken, dass davon alle Arbeitskräfte und auch das Bühnenbild, die Requisiten, Kostüme, usw. bezahlt werden müssen.

Das Staatstheater besitzt 4 Spielorte. Im großen Haus werden die größten Projekte und Stücke aufgeführt. Es verfügt über 950 Plätze, eine ausfahrbare Bühne und einen Orchestergraben, denn neben Theaterstücken werden auch Opern und Ballettstücke aufgeführt.

Im kleinen Haus, mit etwa 400 Plätzen, werden kleinere Stücke aufgeführt. Im Ü17 kommen hauptsächlich Jugend- und Kinderstücke zur Aufführung. Man sitzt auf Tribünen und direkt an der Bühne um den Kindern eine Nähe zum Theater zu vermitteln. Das Ü17 trägt seinen Namen, weil es über 17 Meter unter der Erde liegt und somit der tiefste Ort des Theaters ist. Im Ü17 können ungefähr 150 Menschen Platz nehmen, und somit ist es neben dem Glashaus der kleinste Spielort. Das Glashaus wird generell zu wenigen Stücken verwendet, da es sehr hell ist, weil es so gesehen auf dem Dach des Theaters liegt und in ihm nur wenig Technik verwendet werden kann. Das Glashaus war früher als Sternerestaurant erbaut worden, doch ging es bereits nach kurzer Zeit pleite. Die wenigen Personen, die es sich leisten konnten so teuer zu speisen, wurden durch den Lärm der unten aufgeführten Stücke gestört, was die Atmosphäre und den Genuss beeinträchtigte.

Jetzt dient es als Tanzsaal und selten als Aufführungsort. Doch haben alle diese Bühnen etwas gemeinsam, den sogenannten „Pitchpine“, ein besonders harzhaltiger Bühnenboden, der in der Lage ist sich selbst zu reparieren und ein Loch ohne Hilfe zu schließen, wenn beispielsweise ein Nagel in die Bühne geschlagen werden muss.

Das große und das kleine Haus sind beide unterkellert. Die Keller sind durch viele Aufzüge zu erreichen und beherbergen zum einen Lager und zum andern die hauseigene Schneiderei, Schlosserei und einen Teil der Technik. Aufgrund dessen gibt es im Staatstheater die Möglichkeit in diesen Berufen eine Ausbildung, oder ein 2/6-wöchiges Praktikum in diesen Gebieten zu absolvieren.

Im Lager findet man zum einen Requisiten, welche meist Sachspenden sind und zum andern über 40.000 alte Kostüme, die in den Proben von Stücken verwendet werden können, bis die richtigen Kostüme in der hauseigenen Männer- oder Damenschneiderei geschneidert wurden, denn kein Kostüm wird bei verschiedenen Stücken verwendet. Ganz anders ist dies bei den Requisiten, welche sehr oft wiederverwendet werden. Sie werden meistens präpariert, zum Beispiel wird bei den Kühlschränken die Kühlung ausgebaut. Darüber hinaus darf auf der Bühne kein Alkohol getrunken werden und es dürfen keine scharfen Waffen verwendet werden. Im Theater wird nichts weggeworfen; sogar alte Flaschen werden aufgehoben und gesammelt. Der Regisseur muss genaue Anweisungen zu den Requisiten geben, die er braucht. Bei einer Flasche müssen beispielsweise die Informationen gegeben sein, ob aus ihr getrunken wird, welche Farbe sie hat, wie die Aufschrift des Etiketts aussehen soll und ob die Flasche kaputt geht. Dann muss nämlich besonderes Glas verwendet werden, woran sich die Darsteller nicht verletzen können. Auch das Blut, das auf der  Bühne verwendet wird, ist nicht echt. Es besteht aus Kostengründen aus eingedicktem Rote Beete Saft. Besonders wichtig ist auch, dass die Requisiten bei einem Auftritt immer am selben Ort wiederzufinden sind und es keine Missverständnisse gibt. Zum gewollten Aussehen der Schauspieler und Statisten benötigt man auch eine Maske. Diese ist nicht nur wie erwartet zum Schminken da, sondern auch um Perücken und richtige Masken anzufertigen. Die Perücken werden vor Ort selbst geknüpft, bis zu einer bestimmten Länge sogar mit Echthaar. Für die Masken werden Abdrücke vom Gesicht der Darsteller gemacht, wobei dieser 20 Minuten nur durch die Nase atmen darf. Zu einem perfekten Theaterstück baucht man natürlich auch ein perfektes Bühnenbild. Dieses wird, ebenfalls wie die Masken, im oberen Teil des Theaters hergestellt. In diesem kreativen Bereich gibt es auch die Möglichkeit eine Ausbildung oder ein Praktikum zu machen, zum Beispiel als Theatermaler. Das Bühnenbild muss genau mit dem Regisseur geplant werden, um Fehler zu vermeiden. Dafür gibt es das Bühnenbild auch immer zunächst als kleines Modell und Vorlage.

Mir persönlich hat der Besuch im Staatstheater sehr gut gefallen, auch wenn mir als ehemalige Statistin in diesem Theater schon einiges bekannt war. Vor allem das große Jobangebot des Theaters hat mich verblüfft. Etwas schade fand ich allerdings, dass wir keine Einblicke in die Technik, die Arbeit eines Schauspielers und in die Arbeit des Orchesters bekommen haben. Der Blick hinter die Kulissen ist jedoch für jeden etwas Besonderes.

Eingestellt von Chiara Haupt