Maximilian Hauck – Der nächste Schritt auf der Erfolgsleiter

Hinzugefügt am 07. Juni 2019

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Maximilian Hauck, Schüler der 11. Jahrgangsstufe des ELG, konnte in den letzten Wochen zum wiederholten Mal einige herausragende Erfolge in verschiedenen mathematischen Wettbewerben erzielen. An der Bundesrunde der „Mathematik-Olympiade“, die in diesem Jahr in Chemnitz stattfand, nahm Maximilian bereits zum vierten Mal als einer von elf Stellvertretern für Rheinland-Pfalz teil. Er gewann nach zwei ersten und einem dritten Preis in den letzten Jahren, erneut einen 1. Preis und zusätzlich sogar einen Sonderpreis für die besondere Lösung einer Aufgabe.

Beim „Bundeswettbewerb Mathematik“ schaffte es Maximilian sich für die dritte und letzte Runde zu qualifizieren. In einem Kolloquium mit verschiedenen Mathematikern aus Universität und Schule bewies er sein außerordentliches Können und wurde, als einziger Rheinland-Pfälzer, zu einem von insgesamt 12 Bundessiegern gekrönt. Für diese herausragende Leistung erhielten die Preisträger ein Stipendium der „Studienstiftung des deutschen Volkes“ und die Möglichkeit einer einmonatigen Hospitation am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn.

Im Sommer steht Maximilian nun vor einer neuen Herausforderung: Er hat sich qualifiziert, um für Deutschland an der „Mitteleuropäischen Mathematik-Olympiade“ teilzunehmen, die Ende August in Tschechien stattfinden wird. Hierfür wünschen wir ihm natürlich viel Erfolg!

Wie Maximilian die Bundesrunde der „Mathematik-Olympiade“ in Chemnitz erlebt hat, beschreibt er in folgendem Erlebnisbericht.


 „Angst im Hassfach Mathe“ titelte die Allgemeine Zeitung am 29.05.2019 vor dem Hintergrund des umstrittenen vergangenen Mathe-Abiturs. Über die Angemessenheit und Angebrachtheit einer solchen Überschrift lässt sich trefflich streiten – eines jedoch ist sicher: Angst oder Hass sind zweifelsohne nicht unter den Gefühlen, die die Teilnehmer der diesjährigen Bundesrunde der Mathematik-Olympiade, die vom 12. bis zum 15.05. in Chemnitz stattfand, mit der Mathematik assoziieren.

„Mathematik-Olympiade“ ... und dann auch noch deren Bundesrunde! Dem unbedarften Beobachter ohne Kenntnis des Wettbewerbs mögen wahrscheinlich sogleich Bilder von prototypischen „Mathe-Nerds“ in den Kopf schießen – also Menschen (vor allem Jungen ...), die man gemeinhin für scheuer und schüchterner als Rehe (lautet doch ein mehr oder weniger bekannter Mathematiker-Witz: Was ist der Unterschied zwischen einem introvertierten und einem extrovertierten Mathematiker? – Der extrovertierte Mathematiker schaut auf die Schuhe seines Sitznachbarn.) sowie für eines Sozialisations-Nachhilfekurses bedürftig hält und die man für gewöhnlich aufgrund ihres schleierhaften Interesses an Mathematik („Wie kommt der/die bloß auf Mathe!?“) schief ansieht. Überhaupt: Was machen die da vier Tage lang? Den ganzen Tag Mathe?

Zugegebenermaßen: Nicht alles davon ist falsch: Der Mädchenanteil unter den Teilnehmern ist noch immer sehr gering (36/197) und natürlich gibt es Schüchterne – aber nicht mehr als anderswo auch. Jedoch muss betont werden, dass gerade die Mathematik-Olympiade wie kein anderer mathematischer Wettbewerb zu (mitunter lang anhaltenden) Bekanntschaften und Freundschaften zwischen Jung-Mathematikern führt – ganz allein schon dadurch, dass man sich jedes Jahr aufs Neue bei deren Bundesrunde trifft. Dort tut dann das alljährliche Rahmenprogramm sein Übriges – denn natürlich besteht eine solche Bundesrunde nicht darin, dass man viermal 24 Stunden lang Mathematik betreibt. Sind nämlich montags und dienstags die viereinhalbstündigen Wettbewerbsklausuren geschrieben, schließt sich ein Wahlpflicht-Rahmenprogramm an – dieses Jahr montags unter dem Motto „Wissenschaft und Wirtschaft“ (hier konnten verschiedene ortsansässige Betriebe besichtigt werden, darunter auch das lokale Motorenwerk der Volkswagen Sachsen GmbH) und dienstags mit Fokus auf die „Kultur- und Museenlandschaft“ (hierunter sind Kunstsammlungen und Industriemuseen, aber auch Schauspiel- und Ballettworkshops zu verstehen). Ebenfalls „mathefrei“ sind auch der Sonntag – ein reiner Anreisetag mit abendlicher Begrüßungsveranstaltung (die zugegebenermaßen etwas unglückliche diesjährige Wahl der Organisatoren eines Unterhaltungsprogramms für diesen Abend fiel auf die eher peinliche als unterhaltsame Formation „Aufgeweckte Gartenklänge“ – zwei Männer, die zum Leid der Ohren der Anwesenden versuchten, auf verschiedensten Gartengeräten zu musizieren ...) –, der Dienstagabend, der traditionell „Begegnungsabend“ genannt wird und ebenso traditionell von den meisten Mannschaften – jedes Bundesland schickt seine eigene, die Klausuren werden jedoch von jedem Teilnehmer allein geschrieben – zum Kartenspielen genutzt wird, sowie der Mittwoch, an dem nur Preisverleihung und Abreise stattfinden. Überhaupt spielt das Kartenspielen neben der Mathematik die Hauptrolle: Wenn Zeit ist, werden sofort die Karten gezückt und gespielt – momentan vor allem Tichu und Doppelkopf. Nicht umsonst lautete die erste Aufgabe in Olympiadeklasse 10 bei der Bundesrunde der 53. Mathematik-Olympiade 2014 in Greifswald, die gleichzeitig noch einen Crashkurs der Doppelkopfregeln beinhaltete, wie folgt (der ungeduldige Leser wird sie aufgrund ihrer Länge eventuell überspringen wollen):

Doppelkopf ist ein Spiel für vier Spieler. Zwei Varianten dieses Spiels sind im Gebrauch.

In jeder der beiden Varianten werden Spielkarten verwendet, die sich durch ihre Farbe (etwa [Kreuz]) und ihre Höhe (etwa König) unterscheiden. Es sind die Farben [Kreuz], [Pik], [Herz] und [Karo] sowie die Höhen As, Zehn, König, [Dame], [Bube] und Neun in Gebrauch, wobei jede Spielkarte (also etwa „[Herz König]“) doppelt vorhanden ist (daher auch der Name Doppelkopf). Alle [Buben], [Damen] sowie die beiden Karten „[Herz] Zehn“ werden als Trumpfkarten bezeichnet, da ihnen im Spiel eine besondere Rolle zukommt. Alle anderen Karten werden als Farbkarten bezeichnet, wobei meistens die Farbkarten der Farbe Schellen auch Trumpf sind. Die Karten werden anfangs vollständig und zu gleicher Anzahl unter den Spielern verteilt, dann kann das Spiel beginnen.

In der ersten Variante wird ohne Neunen, also mit 40 Karten gespielt. Jeder Spieler erhält in dieser Variante folglich 10 Karten und es gibt genau vier Farbkarten [Herz] (zwei Asse und zwei Könige).

In der zweiten Variante wird mit Neunen, also mit 48 Karten gespielt. Jeder Spieler erhält in dieser Variante folglich 12 Karten und es gibt genau acht Farbkarten [Pik] (zwei Asse, zwei Zehnen, zwei Könige und zwei Neunen).

Man vergleiche die Wahrscheinlichkeit, dass beim Spiel mit Neunen die acht grünen Farbkarten unter den Spielern gleich verteilt sind (jeder Spieler hat zwei grüne Farbkarten), mit der Wahrscheinlichkeit, dass beim Spiel ohne Neunen die vier roten Farbkarten gleich verteilt sind (jeder Spieler hat eine rote Farbkarte).

Womit wir auch schon beim Herzstück einer jeden Bundesrunde wären – den Aufgaben. Diese können grob in vier Kategorien eingeteilt werden: Algebra (Gleichungen, Gleichungssysteme, Ungleichungen, ...), Geometrie, Kombinatorik (ein weites Feld; grob gesagt: Abzählen; aber auch die Wahrscheinlichkeitsrechnung findet hier ihren Platz genauso wie verschiedenste Arten von Existenzbeweisen) und Zahlentheorie (im Allgemeinen alles, was mit ganzen Zahlen zu tun hat – Gleichungen in ganzen Zahlen, Teilbarkeit, ...). Hierbei ist es ganz normal, dass man als Mathematikschüler von mindestens einem, eher zweien dieser Felder noch nie gehört hat – nicht umsonst gibt es für die Mathematik-Olympiade spezielle Vorbereitungstrainings. Jede der beiden viereinhalbstündigen Klausuren enthält drei solcher Aufgaben, meist in aufsteigendem Schwierigkeitsgrad. Je nach Aufgabentyp lassen diese sich entweder durch breites Vorwissen (dies trifft vor allem auf Geometrie zu) oder mit mehr oder weniger elementaren Überlegungen, die zwar jeder verstehen, aber nicht jeder entdecken würde, lösen (Letzteres ist häufig bei Kombinatorik der Fall) – manchmal sind auch beide Ansätze möglich. „Schema F“ jedoch reicht nicht aus: In jedem Fall erfordern die Aufgaben kreatives Denken und gute Ideen – und dies umso mehr, je schwerer sie werden; meist ist – im Gegensatz zum Schulunterricht – ein Beweis zu führen.

Es zeigt sich also vielerlei: Mathematik-Olympioniken sind keine mathematischen Eremiten, Mathematik-Olympiaden haben eine stark soziale und nicht-mathematische Komponente, Mathe ist kreativ und darf auch schwer sein – das macht für viele Teilnehmer gerade dessen Reiz aus. Aber vor allem (und das mag jetzt etwas klischeehaft klingen): Mathe macht Spaß! Warum sonst sollten sich jedes Jahr fast 200 Schüler aus der gesamten Bundesrepublik dazu treffen, Mathematik zu betreiben, warum sonst sollten jedes Jahr mehr als 200 000 Schüler an der ersten Runde der Mathematik-Olympiade teilnehmen? Auch mir bereitet die Mathematik Spaß. Und so befinde ich mich allzu oft in der folgenden von Heinrich von Kleist so trefflich beschriebenen Zwickmühle: „Aber wenn ich einen mathematischen Lehrsatz ergründet habe, dessen Erhabenheit und Größe mir auch die Seele füllte, wenn ich nun mit diesem Eindruck in eine Gesellschaft trete, wem darf ich mich mitteilen, wer versteht mich?“ Die Weitergabe dieses Spaßes an der Mathematik ist also alles andere als einfach. Zum Schluss will ich trotzdem noch einen Versuch wagen, und zwar mit der folgenden Aufgabe, die ebenfalls in Olympiadeklasse 10 bei der Bundesrunde der 53. Mathematik-Olympiade in Greifswald gestellt wurde (hierbei handelt es sich jedoch um die sechste Aufgabe). Sie ist vom Typ „Lösung elementar; Finden der Lösung weniger elementar“:

Kann man für alle positiven ganzen Zahlen m, n mit m < n die Menge Z der ganzen Zahlen in unendlich viele Teilmengen zu je drei Zahlen so zerlegen, dass in jeder Teilmenge die drei Zahlen die drei Abstände m, n bzw. m + n voneinander haben?
[Die Richtigkeit des Ergebnisses ist zu beweisen.]

Hinweis: „Zerlegung“ bedeutet, dass jede ganze Zahl in genau einer Teilmenge enthalten sein soll. Die Abstände der drei Zahlen a, b, c sind |a- b|, |a - c| und
|b - c|.

In diesem Sinne: Viel Spaß!


Fotocredits: Talanx AG
Ansprechpartnerin Talanx: Johanna Lueb, johannaphiline.lueb@talanx.com
Fotograf: Jakub Cezary Kaliszewski Photography, Gutenbergstr. 47, 50823 Köln, +49(0) 152 53 117 584

Eingestellt von Lüning / Me